31 August 2006

Reiter der Apokalypse


Quelle: US Department of Defense

Religiöse Fundamentalisten stellen mit Sicherheit eine große Gefahr für den Weltfrieden dar. Einer von ihnen heißt John Hagee und würde wohl am liebsten Iran sofort mit einem amerikanischen Nuklearschlag vorsorglich vernichten, um die Wiederkehr Jesus' schneller herbeizuführen. Langsam wird man auch in Deutschland auf solche religiösen Politclowns aufmerksam:
Der 66-jährige John Hagee stammt aus Texas und leitet in San Antonio eine Megakirche mit 18.000 Mitgliedern. Hagee hat Israel mehr als 20 Mal besucht und würzt seine Predigten gern mit biblischen Endzeit-Prophezeiungen. In seinem jüngst erschienenen Buch Jerusalem Countdown stützt er sich auf Informationen, die er von israelischen Geheimdiensten erhalten haben will. Sie hätten ihm offenbart, dass Teheran noch vor dem 6. Oktober 2006 im Besitz einer Atombombe sein werde und dass al-Qaida plane, Amerika mit sieben Nukes in die Knie zu zwingen. George Bush kommen solche Horror-Geschichten gelegen, ein Empfang der "Vereinigten Christen für Israel" im Weißen Haus fiel überaus herzlich aus.
Das wirre Weltbild des durchgeknallten Christenmannes lässt dabei insbesondere Europäer als zukünftige Lakaien des Antichristen ziemlich alt aussehen:

When addressing audiences receptive to Scriptural prophecy, however, Hagee welcomes the coming confrontation. He argues that a strike against Iran will cause Arab nations to unite under Russia's leadership, as outlined in chapters 38 and 39 of the Book of Ezekiel, leading to an "inferno [that] will explode across the Middle East, plunging the world toward Armageddon." In Hagee's telling, Israel has no choice but to strike at Iran's nuclear facilities, with or without America's help. The strike will provoke Russia -- which wants Persian Gulf oil -- to lead an army of Arab nations against Israel. Then God will wipe out all but one-sixth of the Russian-led army, as the world watches "with shock and awe," he says, lending either a divine quality to the Bush administration phrase or a Bush-like quality to God's wrath.

But Hagee doesn't stop there. He adds that Ezekiel predicts fire "upon those who live in security in the coastlands." From this sentence, he concludes that there will be judgment upon all who stood by while the Russian-led force invaded Israel, and issues a stark warning to the United States to intervene: "Could it be that America, who refuses to defend Israel from the Russian invasion, will experience nuclear warfare on our east and west coasts?" He says yes, citing Genesis 12:3, in which God said to Israel: "I will bless those who bless you, and I will curse him who curses you."

To fill the power vacuum left by God's decimation of the Russian army, the Antichrist -- the head of the EU -- will rule "a one-world government, a one-world currency and a one-world religion" for three and a half years. (Hagee adds that "one need only be a casual observer of current events to see that all three of these things are coming into reality." The "demonic world leader" will then be confronted by a false prophet, identified by Hagee as China, at Armageddon, the Mount of Megiddo in Israel. As they prepare for the final battle, Jesus will return on a white horse and cast both villains -- and presumably any nonbelievers -- into a "lake of fire burning with brimstone," thus marking the beginning of his millennial reign.

Hagee doesn't fear a nuclear conflagration, but rather God's wrath for standing by as Iran executes its supposed plot to destroy Israel. A nuclear confrontation between America and Iran, which he says is foretold in the Book of Jeremiah, will not lead to the end of the world, but rather to God's renewal of the Garden of Eden. But Hagee is ultimately less concerned with the fate of Israel or the Jews than with a theocratic Christian right agenda. When Jesus returns for his millennial reign, he tells his television audience, "the righteous are going to rule the nations of the earth When Jesus Christ comes back, he's not going to ask the ACLU if it's all right to pray, he's not going to ask the churches if they can ordain pedophile bishops and priests, he's not going to ask if it's all right to put the Ten Commandments in the statehouses. He's not going to endorse abortion, he's going to run the world by the word of God The world will never end. It's going to become a Garden of Eden, and Christ is going to rule it." (Hervorhebungen nicht im Original)

Dummerweise befindet er sich nicht in einer geschlossenen Anstalt, wo man in solchen Fällen heutzutage professionelle Hilfe leisten könnte. Auch wenn nur eine Minderheit der Amerikaner solchen Kindergarten-Theologien anhängt: Bis zu einem Viertel aller US-Bürger, so Schätzungen des Pew Research Center, sind Evangelikale und glauben an die wortwörtliche Auslegung der Bibel - auch daran, dass der Showdown zwischen Gut und Böse in Israel stattfinden muss. Die "Road Map" führt nach Armageddon...

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USA so sozial wie Schweden?


Quelle: Big-E-Mr-G (cc)

Amerikanische Kommentatoren in den Medien haben den denkbar schlechtesten Ruf. Und das aus gutem Grund. Eine bizarre Mischung aus arroganter Überheblichkeit und Universaldilettantismus sorgt dafür, dass Leser oft genug für dumm verkauft werden. Die Wahrheit interessiert da wenig, politischer Standpunkt und das Frisieren von Fakten sind Trumph.

Ein schönes Beispiel dafür, wie jeder Möchtegern-Manipulator Meinungen bewusst oder unbewusst kreieren kann, liefert Tim Worstall. Er beschäftigt sich mit dem Report “The State of Working America” (PDF) des Economic Policy Institute, in dem es um die sozialen Unterschiede in verschiedenen Ländern im Vergleich zu den USA geht. Das Ergebnis des EPI-Reports ist verheerend. Die USA sind in vielen sozialen Bereichen das absolute Schlusslicht, etwa was die Gesundheitsversorgung, Armut von Kindern, Arbeitszeiten usw. angeht. Nirgends in Europa ist die Kluft zwischen Arm und Reich so groß wie in den USA. Wahrlich nichts neues, aber das bekommt man halt für einen Kapitalismus in Reinkultur, und dies wird seitenlang und sehr ausführlich dokumentiert.

Nun hat Worstall beim Überfliegen des Dokuments eine brisante Entdeckung gemacht, die er seinen wirtschaftsliberalen Lesern sofort mitteilen muss. Alles halb so wild - die Armen in den USA sind genauso reich wie diejenigen in Schweden. Da reibt man sich natürlich erst einmal die Augen, vor allem, wenn man sich den Bericht tatsächlich selbst durchgelesen hat (was sämtliche eifrig zustimmenden Kommentatoren auf seiner Homepage natürlich nicht gemacht haben, warum auch die Fakten lesen?). Kern seiner Argumentation ist eine einzige aus dem Zusammenhang gerissene Grafik (Quelle: EPI-Report, S. 24):

Eingetragen ist hier der US-Einkommensmedian (mittels Kaufkraftparität genormt), also das "mittlere" Einkommen, das von 50 % der US-Amerikaner unterschritten bzw. übertroffen wird. Um die Verteilungen zu berücksichtigen, greift man jetzt auf Perzentile zurück. Ein "armer" Bürger ist jemand, der soviel Einkommen besitzt, dass 10 % der nach Größe geordneten Einkommen unter diesem Betrag liegen und 90 % darüber (10-Perzentil), umgekehrt ist ein "reicher" Bürger jemand mit einem Einkommen, dass größer ist als 90 % der Einkommen in einem Land, wobei nur 10 % noch größer sind (90-Perzentil). "Arme" Bürger besitzen nun in den USA ein Einkommen, was 39 % des US-Einkommensmedians beträgt, in Finnland und Schweden sind es 38 % des US-Einkommensmedians.

Was folgt nun daraus? Nach Meinung von Worstall Folgendes:
"The standard of living of the poor in a redistributionist paradise like Finland (or Sweden) seems a fair enough number to use and the USA provides exactly that. Good, the problem's solved. We've provided -- both through the structure of the economy and the various forms of taxation and benefits precisely what we should be -- an acceptable baseline income for the poor."
Natürlich ist das so völliger Quatsch. Richtig ist, dass die USA als Wirtschaftsmacht Nr. 1 ein deutlich höheres Durchschnittseinkommen besitzen als die meisten anderen Staaten, so betrug das mittels Kaufkraftparitäten normierte Durchschnittseinkommen der USA 2004 laut dem Bericht 39.728$, in Deutschland betrug es nur 28.565$, in Schweden 31.801$ und in Finnland 30.50$. Das Medianeinkommen ist dabei übrigens immer selbstverständlich deutlich niedriger. Aber daraus direkt zu folgern, wie gut es Menschen mit einem bestimmten Einkommen in einem jeweiligen Land geht, ist schon deshalb unzulässig, weil etwa Bildung, Gesundheit, Rente, Arbeitslosigkeit usw. je nach Sozialsystem unterschiedlich stark vom eigenen Einkommen bezahlt werden müssen, und die Qualität dieser Sozialleistungen je nach Finanzierung völlig unterschiedlich sein kann. Die Autoren des Berichts erklären auf der nächsten Seite extra (S. 25):
"Four countries—Australia, the United Kingdom, Finland, and Sweden—had household income at the 10th percentile, close to the 39% of the U.S. median. To the extent that these countries provide more social and economic support to their citizens than the United States, these numbers provide a somewhat incomplete comparison regarding the living standards of low-income people. Further in this chapter are figures regarding transfers and social spending, specifically regarding child poverty (Figures 8G and 8H) and health care (Figure 8I). Not surprisingly, high-income households were much better off in the United States (210% of the median income) than in the rest of the countries."
Und da sieht es dann wahrlich gruselig aus:
  • Poverty: the United States has highest levels (z.B.: "The United States stands out as the country with the lowest expenditures and the highest child poverty rate.")
  • Health care: a problem of distribution in the United States (z.B.: "In 2004, about 16% of people in the United States did not have any form of health care insurance coverage.")
Man fragt sich hier schon, ob der Autor überhaupt weiß, wie Sozialstaaten funktionieren. Vermutlich nicht. Problem gelöst? Bei solch trüben Aussichten versteht man schon, warum Politclowns wie Worstall die triste Empirie selektiv präsentieren und dreist in ihrer Interpretation verfälschen müssen. Aber das sollen ja auch schon amerikanische Präsidenten gemacht haben...

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Irr-Glauben

Manchmal gibt es einfach nichts zu kommentieren:

A PRIEST has died after trying to demonstrate how Jesus walked on water.

Evangelist preacher Franck Kabele, 35, told his congregation he could repeat the biblical miracle.

But he drowned after walking out to sea from a beach in the capital Libreville in Gabon, west Africa.

One eyewitness said: "He told churchgoers he'd had a revelation that if he had enough faith, he could walk on water like Jesus.

"He took his congregation to the beach saying he would walk across the Komo estuary, which takes 20 minutes by boat.

"He walked into the water, which soon passed over his head and he never came back."


Quelle: Daily Record vom 30.08.06

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29 August 2006

"Frankenstein" kostenlos zum Anhören


Quelle: Tomasz Sienicki (cc)

Die Stattbücherei Stuttgart bietet der Allgemeinheit ein ganz besonderes Geschenk an. Der Originalroman "Frankenstein" von Mary Wollstonecraft Shelley als Lesung von Rudolf Guckelsberger, einem SWR-Sprecher, liegt in drei Teilen kostenlos zum Download im Netz.

Diesen Hörgenuss kann ich wahrlich jedem empfehlen, der weiß, dass nicht das hässliche Leichtenteil-Monster sondern der Arzt den Namen Frankenstein trägt...

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Klimawandel, Wissenschaft und Medien


Quelle: by St Stev (cc)

Wissenschaftliche Erkenntnis lässt sich schwerlich allgemeinverständlich verkaufen. Einen komplexen Sachverhalt kann man nicht in 90-Sekunden-Häppchen verpacken, den aktuellen Stand der Erkenntnis mit allen offenen Fragen und aktuellen Kontroversen auf den medialen Punkt zu bringen, ist so gut wie unmöglich. Und wenn dann auch noch politische und wirtschaftliche Interessen betroffen sind, blamieren sich die doch recht einseitig geschulten Damen und Herren Ingenieure und Professoren regelmäßig. Journalisten wollen einfache Wahrheiten möglichst reißerisch ihrem Publikum verkaufen, den schwarzen Peter jemandem zuschieben, in drei Sätzen wissen, wie man die Welt rettet und sich spätestens in einem Monat mit einem neuen Thema beschäftigen.

Ein schönes Beispiel hierfür ist die seit Jahrzehnten geführte Debatte um die von Menschen verursachte globale Klimaveränderung. Inzwischen gibt es einen sehr breiten Konsens darüber (PDF) , dass Menschen hieran beteiligt sind - jedenfalls nach den üblichen Kriterien innerhalb der scientific community, in der es selbstverständlich immer abweichende Meinungen gibt, die üblicherweise nicht unter den Tisch gekehrt, sondern ernsthaft diskutiert werden. Die Frage ist eher, inwieweit sie den fachlichen mainstream ernsthaft überzeugen können. Außerhalb dieser abgeschlossenen Gemeinschaft hingegen wird jeder selbsternannte Skeptiker zum mächtigen Gegenargument, jeder Außenseiter bekommt seine fünf Minuten Berühmtheit, und die bizarrsten Verschwörungstheorien erhalten journalistische Aufmerksamkeit. In den USA - wen wundert es - sorgen von der Industrie und PR-Profies gegründete "Institute" für Volksverdummung, über die man selbst mit einem physikalischen Grundkurswissen nur verzweifelt den Kopf schütteln kann.

Leider kennen die wenigsten Journalisten weder die tatsächlichen aktuellen internen Debatten, noch können sie die Seriösität jener Kritiker angemessen beurteilen, und eine "ausbalancierte" oder "demokratische" Darstellung von wissenschaftlichen Phänomenen gibt es nicht. Da mag das auch für Laien verständliche debunking (z.B. PDF und PDF und PDF) populärer Skeptiker-Einwände ein wichtiger Schritt sein, aber spätestens beim nächsten Medienbericht über den "Hockey Stick" oder den Zusammenhang zwischen Solaraktivitäten und Temperatur steht man wieder am Anfang und kann bestenfalls im Internet in öffentlichen Debatten versuchen, kritisch dagegen zu argumentieren.

Und die besten jorunalistischen Absichten verkehren sich ins völlige Gegenteil, wenn Alarmismus an die Stelle seriösen Abwägens tritt. So spricht der Physiker Stefan Rahmstorf in der "Zeit" vom ungeliebten Weder-noch: Medien wollen von den Wissenschaftlern vor allem Sensationen und Katastrophenwarnungen hören. Andere Richtigstellungen zu medialen Dramatisierungen von ihm finden sich hier und hier.

Von daher sind zwei kürzlich erschienene Publikationen äußerst interessant, in denen es um das Thema Medien und Klimawandel geht. In "Mixing Politics and Science in Testing the Hypothesis That Greenhouse Warming Is Causing a Global Increase in Hurricane Intensity (PDF)" in der letzten Ausgabe des Bulletin of the American Meteorological Society (BAMS) beschäftigen sich die Autoren eingehend mit dem Problem, wie man komplexe Hypothesen zum Thema Klimawandel testen kann und wie solche schwierigen Ergebnisse sinnvoll medial kommuniziert werden, auch was die Grenzen des aktuellen Wissensstands angehen. In dem vom Institute for Public Policy Research (IPPR) herausgebenen Bericht "Warm words: How are we telling the climate story and how can we tell it better? (PDF)" hat man sich inhaltsanalytisch mit der Darstellung des Klimawandel-Themas beschäftigt und verschiedene Strategien herausgestellt, wie britische Medien das Thema darstellen. Apokalyptische Szenarien werden dabei als "climate porn" bezeichnet. Angemessene Vorschläge für Wissenschaftler, wie sie mit Medien umgehen sollen, schließen sich an.

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28 August 2006

Stimme der Vernunft - Rufer in der Wüste?


Quelle: Mr. E. (cc)

Bush and Saddam Should Both Stand Trial, Says Nuremberg Prosecutor

SAN FRANCISCO, Aug 25 (OneWorld) - A chief prosecutor of Nazi war crimes at Nuremberg has said George W. Bush should be tried for war crimes along with Saddam Hussein. Benjamin Ferencz, who secured convictions for 22 Nazi officers for their work in orchestrating the death squads that killed more than 1 million people, told OneWorld both Bush and Saddam should be tried for starting "aggressive" wars--Saddam for his 1990 attack on Kuwait and Bush for his 2003 invasion of Iraq.

"Nuremberg declared that aggressive war is the supreme international crime," the 87-year-old Ferencz told OneWorld from his home in New York. He said the United Nations charter, which was written after the carnage of World War II, contains a provision that no nation can use armed force without the permission of the UN Security Council.

Ein sehr lesenswerter Artikel.

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Deutsche Wanzen in britischen Mülltonnen?


Quelle: Northwestern University

Die britische Presse, etwa die Daily Mail, hat mal wieder einen echten Hammer aufgedeckt: "Germans plant bugs in our wheelie bins". Mülleimer werden heimlich mit Überwachungschips ausgestattet und die an den Tonnendeckeln installierten Chips sollen die Informationen "über den Inhalt der Mülltonnen" zu einer zentralen Datenbank schicken(!), welche, wie die Zeitung vermutet, somit die Abfall-Gewohnheiten der Haushalte aufzeichnet. Auf die Idee mit dem Überwachungs-Spion, der aus der Mülltonne kam, wäre man ja selbst die Kommunisten in Russland nicht gekommen. Und wer steckt selbstverständlich dahinter - richtig die Krauts!

Ach, wie herrlich. Und deutsche Medien übernehmen die Story mal wieder sofort, z.B. beim Spiegel und der Tagesschau: Angeblich seien 500.000 Mülltonnen ohne Wissen der Bürger heimlich verwanzt und die Empörung groß. Fundierter berichten dagegen heise online und - wen wundert's - quintessenz.

Nun ja, ob man sich in einem Land, in dem es inzwischen wohl mehr öffentliche Überwachungskameras als Bewohner gibt und man Altbatterien wegen Antiterrormaßnahmen nicht öffentlich sammelt, über den sog. Müllschnüffer-Chip Sorgen machen muss, sei dahingestellt. Dass die Briten so ziemlich das europäische Schlusslicht in Sachen Recycling sind, sei hier ebenfalls nur am Rande erwähnt. Die Story ist im Übrigen auch so weder neu noch richtig: Tatsächlich wurden zwei ältere Geschichten zusammengemixt (Times vom Oktober 2004 und Guardian vom Februar 2005). Ansonsten ist die ganze Sache - meiner Meinung nach - relativ harmlos und ein vergleichbares System ist auch schon in Teilen Deutschlands seit etwa zehn Jahren im Einsatz. Im Übrigen gibt es in "grünen" Teilen Deutschlands den merkwürdigen Beruf des Müll-Sheriffs (z.B. hier oder hier oder hier), der den Abfall ganz ohne Elektronik kontrolliert. Wie richtige Müllüberwachung der Biotonne mit dem elektronischen "Müllsheriff" aussieht, erfährt man hier.

Und was haben die Deutschen mit den Müllproblemen und den Entscheidungen der Engländer zu tun? Weit unter der Überschrift schreibt die "Daily Mail":
Two German firms are in the forefront of companies cashing in on selling and fitting the wheelie-bin sensors: Hamburg-based Sulo operates in Crewe, Nantwich, Peterborough, South Norfolk and Woking, while rival Deister Electronic, whose headquarters are near Hanover, has been hired to tag bins in the Devizes area of Wiltshire.

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27 August 2006

Lügen haben schöne Beine


Quelle: Darwin Bell (cc)

Cindy Crawford: 'My 11 years of cosmetic surgery'

Wie steht da so herrlich naiv: "Crawford in the past has insisted that a 'miracle mixture' of ground coffee and olive oil kept her skin in its enviable condition. "

Fahnen-Neid


Quelle: Arne Müseler (cc)

Es gibt kulturelle Unterschiede, fremde Sitten und Gebräuche... und politisch völlig durchgeknallte Gesetze bzw. Vorschriften. Außerdem findet sich immer und überall ein Schwachkopf, der seinen Verstand beim Betreten eines Gebäudes an der Garderobe abgibt, speziell wenn es um den Sinn und die Angemessenheit von Maßnahmen geht.

And now for something completely different:
Teacher showing foreign flags put on leave
Jeffco leaders say the state bans the banners, even in geography class, when they are not part of the lesson.
By Karen Rouse
Denver Post Staff Writer

A seventh-grade geography teacher who refused to remove Chinese, Mexican and United Nations flags from his classroom was placed on paid administrative leave Wednesday by Jefferson County officials who were concerned that the display violates the law.

District officials said state law forbids the display of foreign flags unless they are temporary and related to the curriculum.

Carmody Middle School principal John Schalk looked at the curriculum for Eric Hamlin's world geography class "and there was nothing ... related to any of these countries," said Lynn Setzer, district spokeswoman.

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26 August 2006

Manager-Magazin korrigiert Sozialstaat-Stammtischgeschwätz


Quelle: Big-E-Mr-G (cc)

Ehre wem Ehre gebührt. Es ist ja inzwischen in weiten Kreisen schick geworden, das Totenglöckchen des Sozialstaates zu läuten, mehr Mut und Eigenverantwortung einzuklagen und sich über die angeblich immer weiter um sich greifende sog. Mitnahmementalität zu mockieren. Da schockte vor einiger Zeit ein großes Boulevardblatt mit der Behauptung, 41 Prozent der Deutschen würden derzeit vom Staat leben. Was tun? Vielleicht jemanden fragen, der sich mit Statistiken auskennt und nicht den Jorunalistenjob im Kaugummiautomat gezogen hat.

Ausgerechnet das Manager-Magazin stellt unter der Überschrift "Heute leben kaum mehr auf Staatskosten als vor zehn Jahren" klar:
1996 bestritten 41,3 Prozent aller deutschen Haushalte "den überwiegenden Teil" ihres Lebensunterhalts aus öffentlichen Unterstützungsleistungen wie Arbeitslosengeld, Sozialhilfe oder Rente. 2005 waren es nach der jüngsten Auswertung des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden gerade einmal 0,2 Prozent mehr.

Die Meldung, dass 41 Prozent aller Deutschen vom Staat und nicht vom persönlich erarbeiteten Einkommen leben, ist zudem grob verkürzt. 32,2 Prozent aller Haushalte - und nicht der einzelnen Personen - leben größtenteils von den Einkünften eines Rentners oder Pensionärs. Das bedeutet: Leben ein Rentner mit 1500 Euro monatlichen Bezügen und seine Frau mit 1200 Euro Monatseinkommen unter einem Dach, zählt der Haushalt in der Statistik zu jenen, die überwiegend vom Geld des Rentners leben.

Eine Statistik zum überwiegenden Lebensunterhalt der einzelnen Haushaltsmitglieder für das Jahr 2005 bietet das Statistische Bundesamt ebenfalls.. Demnach leben 29,2 Prozent der Bevölkerung (nicht der Deutschen) zum überwiegenden Teil von staatlichen Sozialleistungen, 1996 waren es 27 Prozent."(Hervorhebung nicht im Original)

Wie immer man auch politisch und wirtschaftlich die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme beurteilt - Volksverblödung und das Stammtischgeschwätz abgehalfteter Ex-Manager und Aushilfs-Uni-Dozenten helfen mit Sicherheit nicht weiter.

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Sex, Sex, Sex zum Wochenende


Quelle: feastoffools (cc)

Es gibt Sachen, da reicht die übliche kranke Fantasie kaum aus. Etwa, dass Ober-Terrorist Bin Laden derartig von Witney Houston besessen sein soll, dass er ihren Ehemann umbringen wollte, oder dass ein gewisser Richter Donald Thomson laut Spiegel in den USA zu vier Jahren Haft und 40.000 Dollar Geldstrafe verdonnert wurde, weil er während mehrerer Prozesse mit einer Penispumpe an sich herumspielte. Laut eigenen Angaben geschah dies übrigens "gedankenverloren". Wie das gehen soll, wird wohl sein ewiges Geheimnis bleiben, weniger mysteriös sollte da die Herkunft der Spermaspuren auf dem Richterstuhl, auf seiner Robe und auf dem Teppich sein.

Ein anderer Jurist, Anthony (nicht Joe!) d'Amato ist Jura-Professor an der Northwestern University School of Law, und vertritt die für Europäer allerdings nicht ganz neue Meinung: Porn up, Rape down! (PDF). Ob das im puritanischen Amerika etwas hilft? Man darf daran zweifeln, schließlich muss die gute, 50 Jahre alte BRAVO für amerikanische Internet-Nutzer zensiert werden.

Beim Stichwort Spielzeug darf natürlich der Hinweis auf Open Dildonics nicht fehlen. Nun ja, der technologische Fortschritt geht manchmal recht seltsame Wege.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass auch das Militär oft genug bizarre Ideen in Betracht zog. Man spekulierte über die Entwicklung und den Bau einer Sex Bomb, welche die gegnerischen Soldaten in sexuelle Ekstase mit großer Wollust zu sexuellen Handlungen miteinander bringen sollte. Abgeschottet von normal denkenden Wissenschaftlern (und Frauen!) und ohne die sonst übliche offenen Fachdiskussionn, aber immer mit dem Beschaffen von noch mehr Geldern beschäftigt, kommt man fast automatisch auf wahnwitzige Ideen und verfasst tolle als "streng geheim" klassifizierte Arbeitsberichte und Projektbeschreibungen. Ein Problem, was die Damen und Herren Verschwörungstheoretiker anscheinend nicht kennen, wenn sie im Internet nach vermeintlich verheimlichtem Wissen googlen. Die russische Parapsychologie zu Zeiten des Kalten Krieges lieferte ähnlichen Mumpitz.

Demnächst mehr zu Ann Coulter und anderen merkwürdigen Blondinen...

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PDFs kostenlos editieren


Quelle: Christof Wittwer (cc)

PDFs sind eine tolle Sache. Der Quasi-Standard für Dokumente aller Art hat allerdings einen großen Nachteil: Zum nachträglichen Editieren eines PDF-Dokuments benötigt man üblicherweise teure kommerzielle Software.

Üblicherweise. Es geht nämlich unter Windows auch kostenlos - und das völlig legal.

Der Foxit Reader ist ein verdammt schneller und kleiner PDF-Viewer. In der Free-Version hat man seit der Version 1.3 die Möglichkeit, PDF-Dateien nachträglich zu editieren. Allerdings wird dabei ein rotes "Wasserzeichen" im Dokument angelegt. Mit einem Trick kann man dies unsichtbar machen: Das Wasserzeichen auswählen (es ist ein Textobjekt), auf "Texfarbe" klicken, die Farbe in "Weiß" ändern, es evtl. dorthin verschieben, wo es nicht stört, und abspeichern. Beim Ausdruck erscheint es nicht. Dieser Trick funktioniert allerdings nicht mit der unregistrierten Pro-Version.

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25 August 2006

Baseball-Vorhersagen


Quelle: gunga din (cc)

Was so alles unter dem Deckmäntelchen akademischer Freiheiten publiziert wird, darf man außenstehenden Steuerzahlern gar nicht erzählen. Keine Angst, meine Datenbank ist prall gefüllt mit solchen bizarren Publikationen...

Predicting Baseball Home Run Records Using Exponential Frequency Distributions
Authors: D. J. Kelley, J. R. Mureika, J. A. Phillips

A new model, which uses the frequency of individuals' annual home run totals, is employed to predict future home run totals and records in Major League Baseball. Complete home run frequency data from 1903--2005 is analyzed, resulting in annual exponential distributions whose changes can be a used as a measure of progression in the sport and serve as a basis against which record-setting performances can be compared. We show that there is an 80% chance that Barry Bonds' current 73 home run record will be broken in the next 10 years, despite the longevity of previous records held by baseball legends Babe Ruth and Roger Marris.

Hier geht's zum Volltext

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Demographische Panikmache


Quelle: bullish1974 (cc)

Schreckensmeldungen wirken besonders bedrohlich, wenn mit vermeintlich handfesten Zahlen und Statistiken herumjongliert wird. Allerdings verfügen die meisten populären Autoren wie ihre Leser bestenfalls über die Mathematikkenntnisse eines Oberstufenschülers. Bestes Beispiel hierfür sind die mehr als fragwürdigen Alarmmeldungen über die angeblich drohende demographische Katatstrophe in good old Germany.

Konkret wollte ein bestimmter FAZ-Schöngeist, der Germanistik, Anglistik, Literatur und Philosophie studiert hat, noch einmal einen echten Bestseller landen. Daran ist natürlich nichts auszusetzen, allerdings dürften die wenigsten seiner Leser wissen, dass schon sein Vorgängerwerk beim fachkundigen Publikum auf wenig Gegenliebe gestoßen war und entsprechend hart die medial kaum wahrgenommene Kritik am neuen Buch (z.B. hier) ausfiel. Was dann kam, kennt man allerdings nur zur Genüge. Jede publizistische Pappnase hängt sich an den allgemeinen Trend, ein großes Boulevardblatt spekuliert über das Aussterben der Deutschen spätestens im Jahre 2300, Politiker geben zumeist belangloses Zeugs von sich, und der mit der Materie vertraute Leser hofft, dass bald die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird bzw. dass der eine oder andere Leser gelassen Erich Kästners "Patriotische Bettgespräche" liest.

Anscheinend ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, dass man sich einmal in Ruhe mit der Materie befasst. Seriöse Schätzungen gab es übrigens schon im Jahre 2003, als das Statistische Bundesamt seine 10. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung für das Jahr 2050 (!) vorstellte (PDF). Demnach wird die Bevölkerungszahl im Jahre 2050 zwischen 67 und 81 Millionen betragen. Zur Erinnerung: Ende 2000 hatte Deutschland 82,3 Millionen Einwohner und damit etwa 22,5 Millionen mehr als kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. "Der Spiegel" - keineswegs populistischem Alarmismus abgeneigt - stellt kurz und schmerzlos die Fakten zusammen. Da haben auf einmal nicht mehr 40 Prozent aller Akademikerinnen keine Kinder mehr, sondern schätzungsweise nur 25 (was "Die Zeit" allerdings schon vor einem Jahr richtig stellte), und mit dem deutschen Schlusslicht in Sachen Fertilität ist's auch nicht weit bestellt. Man kann es nicht of genug wiederholen:
"Auch für die Sozialsysteme führten wachsende Zahlen an Rentnern und eine schrumpfende junge Generation nicht automatisch zum Kollaps. Problematischer für die Sozialkassen sei die hohe Arbeitslosigkeit."

So ist es heute und vermutlich auch im Jahre 2050 mit kontinuierlich an veränderten Arbeitsmärkten angepassten Sozialsystemen: Der demografische Wandel - vom Gespenst und Mythos zur Chance (PDF). Und um an dieser Stelle gleich beliebtes linkes bzw. rechtes "Allgemeingut" in Frage zu stellen: Weder ein forcierter Zuzug von Ausländern (kritisch: PDF) noch eine "gesteigerte Gebährleistung" einheimischer Frauen (kritisch: PDF) kann nach Meinung seriöser Ökonomen einen substanziellen Beitrag zum Rentensystem leisten. Nichts gegen Ausländer und Frauen mit Kindern - vermutlich haben wir von beiden Gruppen zuwenig in einem modernen Deutschland. Aber bitte nicht als angebliche "Notwendigkeiten" ideologischer Politik. Das ist nicht nur ziemlich zynisch, sondern funktioniert so nicht.

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Pluto ist kein Planet mehr - (k)ein Problem für die Astrologen?


Quelle: Nasa

Der wissenschaftlich-technologische Fortschritt hat interessante Konsequenzen. Die International Astronomical Union hat sich auf eine neue Definition geeinigt, was zukünftig unter einem Planeten zu verstehen ist, und als Folge davon ist Pluto kein echter Planet mehr, sondern nur noch ein Zwergplanet. Demnach ist ein Himmelskörper ein Planet, wenn er sich auf einer Bahn um die Sonne befindet und über eine ausreichende Masse verfügt, um durch seine Eigengravitation eine annähernd runde Form (hydrostatisches Gleichgewicht) zu bilden und die Umgebung seiner Bahn bereinigt hat (was bei Pluto nicht der Fall ist) und kein Mond ist. Der alte Merkspruch "Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Paneten." gilt folglich nicht mehr. Der Widerstand im Netz formiert sich bereits, zumindest gibt's schon lustige T-Shirts zu kaufen.

Warum diese Neudefinition? Weil man inzwischen diverse Kleinstkörper wie etwa das Objekt 2003 UB313 ("Xena") entdeckt hat und die klassische Planetendefinition schlicht und ergreifend zu unscharf ist, um Ordnung ins Chaos zu bringen.

Nun diskutieren einige Leute die Frage, ob das denn für die Astrologen von Vor- oder Nachteil wäre. Sind alle bisherigen Horoskope falsch oder brechen finanzielle goldene Zeiten an, weil man sämtliche Berechnungen und Deutungen wiederholen muss?

Die Antwort ist recht einfach: Astrologen dürften keinerlei Schwierigkeiten mit dieser Neudefinition haben, weil sie sowieso nicht an physikalischen Eigenschaften von Himmelskörpern interessiert sind, sondern nur an abstrakten (und für Ungläubige wie meine Person schwer nachvollziehbaren) symbolischen Bedeutungen. So wurden schon bisher keine Planetenmonde bei der Deutung berücksichtig, hingegen gehört die Berücksichtigung des rein rechnerisch auffindbaren Mondknotens zum üblichen Prozedere. Vermutlich wird es aber in den nächsten Wochen tiefgründige astrologische Debatten darüber geben, warum ausgerechnet jetzt diese Neuklassifikation stattfand - unter astrologischen Gesichtspunkten, versteht sich...

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