26 August 2006

Manager-Magazin korrigiert Sozialstaat-Stammtischgeschwätz


Quelle: Big-E-Mr-G (cc)

Ehre wem Ehre gebührt. Es ist ja inzwischen in weiten Kreisen schick geworden, das Totenglöckchen des Sozialstaates zu läuten, mehr Mut und Eigenverantwortung einzuklagen und sich über die angeblich immer weiter um sich greifende sog. Mitnahmementalität zu mockieren. Da schockte vor einiger Zeit ein großes Boulevardblatt mit der Behauptung, 41 Prozent der Deutschen würden derzeit vom Staat leben. Was tun? Vielleicht jemanden fragen, der sich mit Statistiken auskennt und nicht den Jorunalistenjob im Kaugummiautomat gezogen hat.

Ausgerechnet das Manager-Magazin stellt unter der Überschrift "Heute leben kaum mehr auf Staatskosten als vor zehn Jahren" klar:
1996 bestritten 41,3 Prozent aller deutschen Haushalte "den überwiegenden Teil" ihres Lebensunterhalts aus öffentlichen Unterstützungsleistungen wie Arbeitslosengeld, Sozialhilfe oder Rente. 2005 waren es nach der jüngsten Auswertung des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden gerade einmal 0,2 Prozent mehr.

Die Meldung, dass 41 Prozent aller Deutschen vom Staat und nicht vom persönlich erarbeiteten Einkommen leben, ist zudem grob verkürzt. 32,2 Prozent aller Haushalte - und nicht der einzelnen Personen - leben größtenteils von den Einkünften eines Rentners oder Pensionärs. Das bedeutet: Leben ein Rentner mit 1500 Euro monatlichen Bezügen und seine Frau mit 1200 Euro Monatseinkommen unter einem Dach, zählt der Haushalt in der Statistik zu jenen, die überwiegend vom Geld des Rentners leben.

Eine Statistik zum überwiegenden Lebensunterhalt der einzelnen Haushaltsmitglieder für das Jahr 2005 bietet das Statistische Bundesamt ebenfalls.. Demnach leben 29,2 Prozent der Bevölkerung (nicht der Deutschen) zum überwiegenden Teil von staatlichen Sozialleistungen, 1996 waren es 27 Prozent."(Hervorhebung nicht im Original)

Wie immer man auch politisch und wirtschaftlich die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme beurteilt - Volksverblödung und das Stammtischgeschwätz abgehalfteter Ex-Manager und Aushilfs-Uni-Dozenten helfen mit Sicherheit nicht weiter.

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