28 August 2006

Deutsche Wanzen in britischen Mülltonnen?


Quelle: Northwestern University

Die britische Presse, etwa die Daily Mail, hat mal wieder einen echten Hammer aufgedeckt: "Germans plant bugs in our wheelie bins". Mülleimer werden heimlich mit Überwachungschips ausgestattet und die an den Tonnendeckeln installierten Chips sollen die Informationen "über den Inhalt der Mülltonnen" zu einer zentralen Datenbank schicken(!), welche, wie die Zeitung vermutet, somit die Abfall-Gewohnheiten der Haushalte aufzeichnet. Auf die Idee mit dem Überwachungs-Spion, der aus der Mülltonne kam, wäre man ja selbst die Kommunisten in Russland nicht gekommen. Und wer steckt selbstverständlich dahinter - richtig die Krauts!

Ach, wie herrlich. Und deutsche Medien übernehmen die Story mal wieder sofort, z.B. beim Spiegel und der Tagesschau: Angeblich seien 500.000 Mülltonnen ohne Wissen der Bürger heimlich verwanzt und die Empörung groß. Fundierter berichten dagegen heise online und - wen wundert's - quintessenz.

Nun ja, ob man sich in einem Land, in dem es inzwischen wohl mehr öffentliche Überwachungskameras als Bewohner gibt und man Altbatterien wegen Antiterrormaßnahmen nicht öffentlich sammelt, über den sog. Müllschnüffer-Chip Sorgen machen muss, sei dahingestellt. Dass die Briten so ziemlich das europäische Schlusslicht in Sachen Recycling sind, sei hier ebenfalls nur am Rande erwähnt. Die Story ist im Übrigen auch so weder neu noch richtig: Tatsächlich wurden zwei ältere Geschichten zusammengemixt (Times vom Oktober 2004 und Guardian vom Februar 2005). Ansonsten ist die ganze Sache - meiner Meinung nach - relativ harmlos und ein vergleichbares System ist auch schon in Teilen Deutschlands seit etwa zehn Jahren im Einsatz. Im Übrigen gibt es in "grünen" Teilen Deutschlands den merkwürdigen Beruf des Müll-Sheriffs (z.B. hier oder hier oder hier), der den Abfall ganz ohne Elektronik kontrolliert. Wie richtige Müllüberwachung der Biotonne mit dem elektronischen "Müllsheriff" aussieht, erfährt man hier.

Und was haben die Deutschen mit den Müllproblemen und den Entscheidungen der Engländer zu tun? Weit unter der Überschrift schreibt die "Daily Mail":
Two German firms are in the forefront of companies cashing in on selling and fitting the wheelie-bin sensors: Hamburg-based Sulo operates in Crewe, Nantwich, Peterborough, South Norfolk and Woking, while rival Deister Electronic, whose headquarters are near Hanover, has been hired to tag bins in the Devizes area of Wiltshire.

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