20 Oktober 2006

One Word a Day - schöner E-Mail-Service

Selten sind sie geworden, die kostenlosen Dienstleistungen im Internet, die einen wirklich auf intelligente Art und Weise unterhalten.

"One Word a Day" ist ein solch seltenes Exemplar. Jeden Tag bekommt man ein äußerst brauchbares, aber keineswegs übliches englisches Wort im Netz zu sehen oder kostenlos zugemailt, zusammen mit einem kleinen Quiz, Angaben zur Herkunft des Wortes und Beispielen für den korrekten Gebrauch. Das war es dann auch schon.

Beispiele gefällig? Wer weiß, was sich hinter "bush telegraph", "palpable" oder "miffed" verbirgt?

Unbedingt empfehlenswert!

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Bizarre Welt: Uran-Bakterien

Was es nicht alles so gibt:
Bacteria Use Radioactive Uranium To Convert Water Molecules To Useable Energy

Researchers from Indiana University Bloomington and eight collaborating institutions report in this week's Science a self-sustaining community of bacteria that live in rocks 2.8 kilometers below Earth's surface. Think that's weird? The bacteria rely on radioactive uranium to convert water molecules to useable energy.
Quelle: Science Daily

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Heureka-Erfindung: Batterie als USB-Stick

Manche Erfindungen sind Quatsch, manche gut, manche erstaunlich und einige wenige sind einfach nur genial. Zu dieser letzten Kategorie zähle ich die Idee, eine Batterie als USB-Stick auf den Markt zu werfen. Man steckt das Teil einfach an den Computer und lädt es so im Lauf des Tages auf. Rausgezogen, Kappe drauf und man hat einen gewöhnlichen Akku bzw. eine Batterie.

Jedes weitere Wort ist überflüssig. Stattdessen USBCELL im Internet anschauen!

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18 Oktober 2006

Das Ende der Welt als Grafik: Armageddon Flowchart

Bibelfeste Zeitgenossen in den USA und bei uns wissen es längst: der Untergang ist nah. Wer nun aber ganz genau wissen will, was die letzten Tage so alles an Ereignissen bringen werden, der schaut sich am besten den Armageddon Flowchart an.

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Die Geschäftsidee: wasserfeste Bücher

Manchmal fragt man sich, warum einfache Ideen nicht schon früher verwirklicht wurden. Nehmen wir einmal Bücher. Ein großer Vorteil von ihnen besteht darin, dass man sie ohne technischen Schnickschnack überall mitnehmen und benutzen kann; ein großer Nachteil, dass sie nicht wasserfest sind. Warum also sollte man folglich nicht wasserfeste Bücher produzieren, die sich somit auch problemlos in Badewannen oder Schwimmbädern lesen lassen?

Gesagt, getan. Die amerikanische Firma DuraBooks bietet jetzt die ersten wasserfesten Bücher an, die auf synthetischem Papier - was immer das auch sein mag - gedruckt werden.Wer sein eigenes DuraBook auf den Markt bringen will, soll sich melden.

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Wer schön ist, ist auch intelligent...


Quelle: mad paul (cc)

Wissenschaftliche Durchbrüche sind manchmal recht leicht zu fabrizieren. So ist es immer eine gute Idee, sich mit alltäglichen Themen zu beschäftigen und diese bombastisch aufzublasen. Besonders viel Aufmerksamkeit erntet man, wenn man sich mit schlüpfrigen oder eher pikanten Details der menschlichen Existenz beschäftigt. Sagen wir es doch ganz direkt: Sex sells.

Dr. Satoshi Kanazawa beschäftigt sich mit evolutionärer Psychologie und firmiert als Autor von bahnbrechenden Werken wie "Why Men Gamble and Women Buy Shoes. The Evolutionary Psychology of Everyday Human Behaviour". Im Internet kann man sich einen Großteil seiner durch und durch überzeugenden Fachartikel herunterladen.

Besonders angetan hat es mir dabei sein Artikel "Why Beautiful People Are More Intelligent" (pdf), in dem er aufgrund sexueller Selektionskriterien und Paarungsstrategien den Nachweis führen will, dass die Klugen im Lauf der Zeit auch die Hübscheren werden. Andere geistige Ergüsse des Herrn Kanazawa sind etwa "Engineers Have More Sons, Nurses Have More Daughters: An Evolutionary Psychological Extension of Baron-Cohen's Extreme Male Brain Theory of Autism and Its Empirical Implications" (PDF) oder "The Myth of Racial Discrimination in Pay in the United States" (PDF).

Das alles ist noch recht harmlos im Vergleich zu den Aussagen von Oliver Curry, der sich schon einmal Gedanken über die genetische Zukunft der Menschheit und die Penisgröße von Männern im Speziellen im Jahre 3000 macht:
But in the nearer future, humans will evolve in 1,000 years into giants between 6ft and 7ft tall, he predicts, while life-spans will have extended to 120 years, Dr Curry claims.

Physical appearance, driven by indicators of health, youth and fertility, will improve, he says, while men will exhibit symmetrical facial features, look athletic, and have squarer jaws, deeper voices and bigger penises.

Women, on the other hand, will develop lighter, smooth, hairless skin, large clear eyes, pert breasts, glossy hair, and even features, he adds. Racial differences will be ironed out by interbreeding, producing a uniform race of coffee-coloured people."
Ach ja, wer eine seriöse Darstellung der Stärken, Schwächen und Grenzen der evolutionären Psychologie sucht, dem sei das Buch "Sexual Selections: What We Can and Can't Learn about Sex from Animals" von Marlene Zuk wärmstens empfohlen.

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Geniale Software: PDFs splitten und zusammenfügen



PDFs sind fantastisch. Im Gegensatz zu kommerziellen Zwangsformaten für Dokumente handelt es sich beim PDF-Format um einen quasi-offenen Standard, dass von vielen Programmen erzeugt werden kann. PDFs sehen überall gleich aus - wer schon einmal die Erfahrung gemacht hat, wie sich unterschiedliche Standarddrucker auf das Aussehen von Texten auswirken, weiß, wovon ich spreche. Dass PDFs auf allen Betriebssystemen identisch aussehen und Schriften eingebettet werden können, sei ebenfalls erwähnt.

Ein Problem existiert aber für viele Benutzer. Man kann mit den üblichen kostenlosen Programmen PDFs nicht weiterverarbeiten. Insbesondere ist es nicht ohne Weiteres möglich, mehrere Dokumente zusammenzufügen oder zu splitten. Ein großer Nachteil.

Abhilfe schafft der Gios PDF Splitter And Merger - laut Homepage "The First Free and Open Source PDF Split and Merge utility". Das Programm erschließt sich auch dem Unkundigen sofort. Dateien rein, kombiniertes PDF raus bzw. Dokument laden und dann seitenweise abspeichern. So einfach ist das alles und es funktioniert tadellos.

Software: Gios PDF Splitter And Merger von Paolo Gios

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25 September 2006

Revolutionäre Erkenntnis: Irak-Krieg hat Terror gestärkt!


Quelle: Mr. E. (cc)

Manchmal dauert es halt ein bisschen mit dem Wissenstransfer. Die New York Times berichtet nun auch in den USA offen darüber, was die restliche Welt schon seit Jahren zuerst nur befürchtet und dann allabendlich auch im Fernsehen und in unzähligen Expertengesprächen wahrgenommen hat: Die US-Invasion des Iraks hat die Terrorgefahr vergrößert!
Spy Agencies Say Iraq War Worsens Terror Threat

WASHINGTON, Sept. 23 — A stark assessment of terrorism trends by American intelligence agencies has found that the American invasion and occupation of Iraq has helped spawn a new generation of Islamic radicalism and that the overall terrorist threat has grown since the Sept. 11 attacks.

The classified National Intelligence Estimate attributes a more direct role to the Iraq war in fueling radicalism than that presented either in recent White House documents or in a report released Wednesday by the House Intelligence Committee, according to several officials in Washington involved in preparing the assessment or who have read the final document.

The intelligence estimate, completed in April, is the first formal appraisal of global terrorism by United States intelligence agencies since the Iraq war began, and represents a consensus view of the 16 disparate spy services inside government. Titled “Trends in Global Terrorism: Implications for the United States,’’ it asserts that Islamic radicalism, rather than being in retreat, has metastasized and spread across the globe.

An opening section of the report, “Indicators of the Spread of the Global Jihadist Movement,” cites the Iraq war as a reason for the diffusion of jihad ideology.

The report “says that the Iraq war has made the overall terrorism problem worse,” said one American intelligence official. [...]

Nun, ganz dezent soll hier verwiesen werden, dass auch der kleinere britische Koalitionspartner letztes Jahr deutlich auf dieses Faktum darauf hingewiesen wurde ("Terror 'is the price we paid for going to war'). Helfen und ändern wird's wohl weiterhin nichts. Ein Problem: Fundiertes Wissen bedeutet noch lange nicht, dass Politiker dieses auch wahrhaben wollen. Da sind die Antworten von Dr. Emile A. Nakhleh, dem ehemaligen CIA-Director des Political Islam Strategic Analysis Program (O-Ton: the intelligence community's premier group dedicated to the issue of political Islam) auf fünf zentrale Fragen zur USA, Islam und Terror wie ein Licht der Vernunft in der Bush'schen Dunkelheit. Dumm nur, dass der Herr Dr. erst nach seiner Pensionierung öffentlich seine Positionen vertritt und so vor allem einen Einblick erlaubt, wie die CIA-Experten während der letzten Jahre wohl an ihren Volksvertretern verzweifelt sind.

Von daher gibt es hier einen praktischen Hinweis: 7 Habits of Highly Effective Imperialists.

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23 September 2006

Brilliante Software: NoteIt

Manchmal findet man im Netz ein richtiges Kleinod. Ein winziges Programm, kostenlos und von einer Privatperson programmiert, was sofort funktioniert, ohne Anleitung idiotensicher zu bedienen ist, und das vor allem eines auszeichnet: Es ist sinnvoll.



NoteIt ist ein solcher Glücksfall. Das Programm startet selbstverständlich automatisch beim Hochfahren und stört niemanden. Wenn man es braucht, dann ist es da. Ohne Schnickschnack und überflüssigen Luxus. Die digitale internettaugliche Version der gelben Klebezettel.

Software: NoteIt von RichiStudios.com

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11 September 2006

9/11-Verschwörungen - es reicht


Quelle: KidneyNotes (cc)

Passend zum 5. Jahrestag gibt es an dieser Stelle keine ausgefeilte Beschäftigung mit den unzähligen 9/11-Verschwörungen en detail, die inzwischen das Internet kolonisiert haben und von dort aus ab und zu ihren Weg in die etablierten Medien schaffen. Keine ausführlichen Kommentare zu den aktuellen Verschwörungsmoden oder den abstrusen und verqueren Forums-Beiträgen bei einem vom heise-Verlag verantworteten Kasperletheater-Magazin, kein eigener Kommentar zum Teenie-Streifen "Loose Change" (wer kritisch einsteigen will, findet hier schon genügend Stoff zum Nachdenken). Nur einen Verweis auf diesen Cartoon will ich mir nicht ersparen.

Es bringt schlicht und ergreifend nichts.

Jede Generation hat seit der französischen Revolution ihre typische politische Verschwörungstheorie und muss irgendwie damit klarkommen. Freimaurer, Illuminaten, Weltjudentum, Schwarze, Weiße, Militärs, Geheimdienste, Außerirdische usw. In früheren Zeiten beschäftigte man sich mit der Ermordung Martin Luther Kings, Marylin Monroes Tod, dem Attentat auf John F. Kennedy, dem Ufo-Absturz bei Roswell, in Deutschland mit der RAF und der angeblichen Ermordung einiger Top-Terroristen durch den Staat in Stammheim - einer der damaligen Verschwörungstheoretiker wurde bekanntlich späterer deutscher Innenminister -, der Ermordung Uwe Barschels und Olof Palmes, der Entstehung von AIDS, dem Tode des 33-Tage-Papstes Johannes Pauls I. und dem Attentat auf seinen Nachfolger und die Rolle östlicher Geheimdienste, dem Flugzeugabsturz bei Ustica, der Tod Lady Dianas usw.

Politische Extremisten von Links und Rechts waren schon immer daran interessiert, "hinter die Kulissen der Weltpolitik" zu schauen und ihrem zumeist belanglosen Leben und ihrer politischen Insignifikanz einen Sinn zu geben. Inzwischen gibt es das Internet, was nicht nur jedem Wirrkopf eine Plattform bietet, sondern auch kulturelle Eigenheiten, ohne die man von einer neutralen Warte aus die Entstehung von Verschwörungen gar nicht angemessen nachvollziehen kann, komplett einebnet. So ist das in den USA weit verbreitete Misstrauen gegenüber einer fernen Regierung und der Lobpreisung des Individualismus nicht nur dafür verantwortlich, dass man lieber auf bessere Sozialleistungen und ein abgesichertes Leben verzichtet, sondern auch der Quell für vielerlei Regierungs-Verschwörerisches. Eine gewisse Klientel von zumeist männlichen, jugendlichen und äußerst technik- und naturwissenschaftlich affinen Hobbyanalysten ist neu hinzugetreten und erweitert mit ihrer sehr einseitigen analytischen Weltsicht und sozialwissenschaftlich mehr als naiven Erklärungsansätzen die Szene.

Wie gesagt, alles Aufklären hilft nicht. Man muss selbst einsehen, wie problematisch die meisten dieser Theorien sind und, vor allem, warum sie so verdammt überzeugend und intellektuell faszinierend sein können. Den Weg dahin muss jeder selbst gehen, in dem er versucht, aller Begeisterung zum Trotz eine möglichst neutrale Position im Kopf zu behalten, und die richtigen Fragen stellt.

Nur einige Denkansätze:
  • Die meisten Verschwörungstheoretiker beschäftigen sich primär damit, wie wahrscheinlich die sog. "offizielle" Darstellung eines Ereignisses ist und stellen sehr schnell fest, dass einige Merkwürdigkeiten auftauchen, worauf sie sich auf die Suche nach Alternativerklärungen machen, die plötzlich deutlich besser "passen". Und sie eröffnen neue Möglichkeiten, was "wirklich" hinter einem Ereignis steckt; bohrt man weiter nach, dann passen auf einmal weitere Mosaikstücke zusammen usw. Man erlebt so bei der eigenen Recherche ein faszinierendes Evidenz-Erlebnis. Dieses wird im Lauf der Zeit immer stärker, weil die weitere Beschäftigung mit alternativen Erklärungen zu immer neuen Querverbindungen, Personen und Ereignissen führt und die Verschwörung anscheinend immer komplexer und bedrohlicher wird. Gleichzeitig stützen diese neuen Befunde anscheinend die bisherigen Vermutungen.
    Das Problem an dieser Herangehensweise ist fundamental für die Beschäftigung mit Verschwörungstheorien: Die subjektive Plausibilität und Überzeugung von Verschwörungen hat nichts mit ihrer Wahrscheinlichkeit zu tun. Jede "offizielle" Darstellung besitzt immer und überall Fehler, ist unvollständig oder wirft Fragen auf, nur bemerken wir diese Fehler normalerweise nicht, weil wir nicht genauer hinschauen. Auf der Basis dieser "Fehler" gefundene Alternativerklärungen sind dann selbstverständlich deutlich plausbiler als die ursprüngliche, was aber erst einmal nur daran liegt, dass sie auf der Basis der realen Ereignisse aufgebaut sind. Für eine realistische Abschätzung müsste man aber berücksichtigen, wie wahrscheinlich das konstruierte Szenario tatsächlich war, wie fehlertolerant seine Durchführung, wie wahrscheinlich seine vorzeitige Entdeckung usw. Das geschieht so gut wie nie.
  • Einer der Gründe hierfür liegt in dem völligen Fehlen von empirischem Wissen über die Arbeitsweise und die Fähigkeiten von Regierungen, Militärs oder Geheimdiensten. Diese sind in den meisten Verschwörungstheorien omnipotent und können alles, können jeden mundtot machen usw. Das ist natürlich völliger Unsinn, wenn man sich die realen politischen Ereignisse ansieht, in denen sie verwickelt sind oder selbst einmal in einer Behörde gearbeitet hat. Der Witz ist: Diese Omnipotenz ist eine zwingende Folge der methodischen Vorgehensweise, sich "seine" Theorie auf der Basis der realen Ereignisse zu konstruieren. Man "deckt" nicht im Laufe der Zeit die realen Abläufe auf, sondern konstruiert sich eine immer komlizierter werdende Story, in der die beteiligten Akteure immer verbogener und mächtiger werden müssen.
  • Ein damit zusammenhängendes Problem besteht in der Mehrdeutigkeit von Handlungen. Die meisten "Forscher" interpretieren das Verhalten von Akteuren wie Regierungen, Geheimdiensten usw. in ihrem Sinne und bauen darauf ihre Kritik auf. Aber eine Handlung kann viele Gründe haben. Sucht man nach Bestätigungen, dann darf man sich nicht alleine auf bestätigende Handlungen verlassen. Wenn ein Geheimdienst Seiten in einem Bericht schwärzt, dann ist das nur dann verräterisch, wenn man nicht weiß, dass er das üblichwerweise immer und überall tut. Auch hier ist es wichtig, die logischen Schlüsse aus den vermuteten Gründen zu ziehen und nach möglichen Handlungen zu suchen, die diesen Gründen und Absichten entsprechen oder widersprechen würden.
  • Die wenigsten "Laienforscher" haben jemals in ihrem Leben selbst anspruchsvoll geforscht und die Erfahrung gemacht, wie umstritten üblicherweise historische Vorgänge in der akademischen Forschung sind, wie lange es dauert, bis sich hier ein Konsens bildet, wie verdammt mühsam die Recherchen und Debatten zu einem Thema sind, wie man kritisch mit Quellen umgehen muss, welche Fallstricke hier lauern, wie unheimlich stark die Selbsttäuschung ist, wie viele unterschiedliche Meinungen es immer gibt, wie so gut wie alles hinterfragt werden kann usw. Der Eindruck von simplem Schulbuchwissen, nach dem es immer und überall eine "offensichtliche" Deutung von Ereignissen gibt - eine Wahrheit, die "da draußen" ist - ist komplett naiv - die Debatten, die zu diesem Wissen geführt haben, finden sich nicht in Schulbüchern. Das wichtigste Verfahren zur Wahrheitsfindung ist deswegen ausdrücklich nicht eine möglichst engagierte Herangehensweise, sondern die möglichst häufigste Kritik mit den möglichst schärfsten Kritikern.
  • Die Frage nach der Plausibilität einer Verschwörung ist wenig hilfreich. Es geht nicht darum, was alles noch für eine Verschwörung sprechen würde, sondern was deutlich dagegen! Den meisten "Forschern" ist gar nicht bewusst, dass sie faktisch immer mit allen möglichen zukünftigen Entwicklungen leben können, weil diese mit ihrer Verschwörung vereinbar sind. Somit stützen sie auf jeden Fall ihre Ansichten, bringen sie aber den tatsächlichen Ereignissen keinen Schritt weiter. Erst wenn klar ist, was einen Verschwörungstheoretiker dazu bringen würde, seine eigenen Ansichten zu verwerfern, dann kann er in diese Richtung seine Anstrengungen bündeln.
  • Kritiken in Medien an Verschwörungstheorien sind meistens deswegen unglaubwürdig, weil sie deutlich einfacher gestrickt sind als die eigentlichen komplizierten und wohldurchdachten Theorien. Solche Beiträge sind oft sehr simpel, gehen nicht auf Details ein und nehmen meistens die Autoren nicht ernst oder unterstellen ihnen politische Radikalität. Das ist psychologisch verständlich, aber die Wahrheit einer Behauptung hat nichts mit dem psychologischem Gefühl von Komplexität zu tun. Journalisten, die wenig Sinn in der ernsthaften Beschäftigung mit einem Thema sehen, schreiben schlechte Artikel. Das ist bedauerlich, aber daraus den Schluss zu ziehen, das würde die Verschwörung an sich stützen, ist komplett unzulässig.

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Die Ökonomie des Toilettendeckels


Quelle: LeChatMachine (cc)

Ein weiterer Beitrag aus der wunderbaren Welt der Wissenschaft. Diesmal gibt es mit den Paper "Up or Down?A Male Economist’s Manifesto on the Toilet Seat Etiquette" (PDF) eine rationale Entscheidungsanalyse darüber, inwieweit sich die Konvention, den Toilettendeckel zu schließen, mit Kosten- und Nutzenargumenten begründen lässt - unter einem maskulinen Blickwinkel. Die Zusammenfassung lautet:
This paper develops an economic analysis of the toilet seat etiquette, that is, whether the toilet seat should be left up or down. I investigate whether there is any efficiency justification for the presumption that men should leave the toilet seat down after use. I find that the “down rule” is inefficient unless there is a large degree of asymmetry in the inconvenience costs of shifting the position of the toilet seat across genders. I show that the “selfish” or the “status quo” rule that leaves the toilet seat in the position used dominates the down rule in a wide range of parameter spaces including the case where the inconvenience costs are the same. The analysis can be applied to other shared facilities that can be customized to each user’s preference.

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10 September 2006

Kritik an "Christiansen" und eine beleidigte Leberwurst


Quelle: gerenm (cc)

"Sabine Christiansen" ist ohne Zweifel ein faszinierendes Medienphänomen: eine Sendung, die vorgibt, sich politische Meinungsbildung auf die Fahne geschrieben zu haben, tatsächlich aber nur eine Plattform für professionelle Selbstdarsteller ist, die seriös klingendes Geplappere und künstlich erzeugte "Debatten" zum Besten geben. Politische Information wird so gut wie nie vermittelt, Argumente werden nicht diskutiert sondern bestenfalls in den Raum gestellt.

Die Positionen sind schon zu Beginn verteilt und im Hinblick auf den obligatorischen Spannungsbogen wunderbar austariert. Da gibt es neben den unverzichtbaren aktiv handelnden und von der Berliner Front berichtenden Politikern - aus Gründen der politischen Neutralität und für jedermann leicht durchzuführenden Überprüfbarkeit setzt man nicht auf Qualität sondern ideologische Ausgeglichenheit - das breite Spektrum der professionellen Politik-Adressaten - mittelständische Unternehmer, Krankenschwestern, Apothekenbesitzer - und das noch größere Angebot an professionellen organisierten Politik-Adressaten wie Gewerkschaftsvertretern oder Vorsitzenden des Elternbeirats. Besonders wertvolle Beiträge leisten üblicherweise die kleinen Männer und Frauen von der Straße, solange sie behutsam an das Medium Fernsehen herangeführt werden, nicht zu oft zu Wort kommen und am besten nur dann gefragt werden, wenn sie so wenig Ahnung von der Thematik haben wie Moderatorin und Publikum zusammen. Für einen reibungslosen Ablauf des Abends sorgen jedoch hauptsächlich journalistische Kollegen, die nicht nur nahezu unbemerkt die Dramaturgie der Sendung durch ihr beherztes Eingreifen garantieren, sondern sich auch als eine Art selbstloser Anwalt des Bürgers verkaufen. Wissenschaftliche Experten und professionelle Deutungsonkel sind ein zweischneidiges Schwert, weil sie oft genug naiverweise glauben, es käme wirklich auf rationale Diskussionen und ernsthafte Argumente an, und damit gefährden sie den eigentlichen Sinn und Zweck der Sendung: Möglichst jeder Zuschauer soll sich mit seinen oft genug verqueren und absurden Ansichten wiederfinden, um am nächsten Morgen genau jene Argumente parat zu haben, die ihm in sein Weltbild passen.

Das ist wahrlich nichts Neues und durch unzählige Seminar- und Magisterarbeiten bestens belegt. Gleichzeitig ist die Sendung populär wie kaum ein anderes Politik-Magazin, und viele Bürger sind allen Ernstes der Meinung, diese Sendung sei wichtig und Politiker könnten aus diesen medialen Schaukämpfen lernen. So kamen Wolfgang Darschin und Camille Zubayr in ihrer Untersuchung zum Thema "Politische Diskussionssendungen und Magazine im Urteil der Zuschauer" zu folgenden Ergebnissen (media perspektiven-Artikel als PDF hier):
Politische Diskussionssendungen werden von den Fernsehzuschauern in Deutschland außerordentlich wohlwollend beurteilt, wobei "Sabine Christiansen", der "Presseclub" und "Berlin Mitte" am besten abschneiden. Nach den Ergebnissen des ARD/ZDF-Trends vom Winter 2001 liegt der Hauptgrund für die Akzeptanz dieser Sendungen in der Prominenz der Diskussionsteilnehmer und in der Aktualität der diskutierten Themen. Fast genau so wichtig für die Akzeptanz der Diskussionssendungen ist ihre Forumsfunktion, die es ermöglicht, die wichtigsten Ansichten zu einem Thema zu verfolgen. Und schließlich spielt die Glaubwürdigkeit und Sachkompetenz der Moderatoren dabei eine wichtige Rolle. (Herborhebungen nicht im Original)
Bleibt nur am Rande zu erwähnen, dass die Zeitschrift "media perspektiven" von den öffentlich-rechtlichen Sendern finanziert wird und auf eine gewisse Art und Weise Auftragsforschung betreibt - kein Wunder, wenn Privatsender üblicherweise nicht gut wegkommen. Wer noch spezieller in die Materie einsteigen will, dem sei der Artikel "Die Moderation politischer Gesprächsrunden im Fernsehen. Eine Inhaltsanalyse von "Sabine Christiansen", "Berlin Mitte", "Presseclub" und "19:zehn" von Tanjev Schultz in "PUBLIZISTIK. Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung", Heft 3/2004, S. 292-318, empfohlen.

Talkshow-Geblubbere ist natürlich im Hinblick auf die tatsächliche Bedeutung für real stattfindende Politik völlig irrelevant und genauso absurd wie der populäre Mumpitz, im Bundestag würden sich Abgeordnete ihre Meinung bilden bzw. wichtige Entscheidungen würden dort gefällt werden. Menschen, die keinen blassen Schimmer von der Arbeit von Ausschüssen haben, nicht wissen, wie ein Parlament funktioniert und was der Unterschied zwischen Fraktionen und Parteien oder zwischen Einspruchs- und Zustimmungsgesetzen, sollte man das nachsehen. Dass Politiker diesen Quatsch allerdings nicht öffentlich richtig stellen, ist da deutlich beängstigender.

Nun hat es jemand tatsächlich gewagt, öffentlich "Sabine Christiansen" zu kritisieren. Lobby Control hat in ihrer Studie "Schaubühne für die Einflussreichen und Meinungsmacher - Der neoliberal geprägte Reformdiskurs bei 'Sabine Christiansen'" darauf hingewiesen, dass systematisch bestimmte Themen vernachlässigt werden, politische ökonomische Positionen unterrepräsentiert sind bzw. eine gewisse politische Stoßrichtung forciert wird. Weiterhin würde man die fachlichen und politischen Hintergründe vieler Gäste nicht erwähnen, wodurch sich Zuschauer kein eigenes Bild über die Neutrität machen könnten. Eine Kurzfassung der Studie findet sich als PDF hier.

Nun ist diese Kritik - neutral betrachtet - in gewissem Sinne naiv und auch übertrieben; jedenfalls dann, wenn man die Idee vertritt, dass es so etwas wie eine repräsentative Auswahl der Gäste überhaupt geben kann und auch sollte. Dennoch: Viel wichtiger und auf jeden Fall positiv hervorzuheben ist, dass es endlich jemand auch öffentlich und nicht nur im akademischen Bereich wagt, der ehemaligen Flugbegleiterin ans Bein zu pinkeln. Die "Zeit" beispielsweise griff den Fall auf und die echauffierte Reaktion der Produktionsgesellschaft lies erwartungsgemäß nicht lange auf sich warten. Wie ein Hund, dem jemand auf den Schwanz getreten ist, spricht man abstrakt von "falscher Datenbasis und realitätsferner Interpretation" und nennt die methodische Vorgehensweise "Fliegenbeinzählen". Das ist nun ein recht armseliges Erwidern und eigentlich unter jedem Niveau. Die Antwort von Lobby Control fällt entsprechend kurz eindeutig aus.

Darf man hoffen, dass damit ein "kritischer Dialog" angestoßen wurde, eine "Debatte, die uns alle betrifft" und bei der "jeder mitreden muss". Was sagt eigentlich die Politik dazu? Um Himmels willen, bitte keine Debatte bei "Christiansen" oder "Maischberger"...

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08 September 2006

Codename "Anabasis" - CIA und Kriegsprovokation


Quelle: Mr. E. (cc)

Man ist ja als Europäer von den Amis so einiges gewohnt - z. B. geheime CIA-Gulags, in denen Terror-Verdächtige mal eben so von der Bildfläche verschwinden und dort mittels "alternativer Prozeduren" wie dem sog. "waterboarding" effizient gefoltert verhört werden. Das wussten die Europäer zwar schon seit Jahren und haben auch ganz offiziell und dezent immer einmal wieder darauf hingewiesen. Gekümmert hat es bekanntlich die Bush-Administration wenig.

Jetzt kommt ein neues, äußerst befremdliches Detail des unseligen Irak-Kriegs ans Licht. Der "Guardian" berichtet in "Book says CIA tried to provoke Saddam to war" über ein neues Buch, in dem Details über eine im Februar 2002 von Bush genehmigte und für Anfang 2003 geplante, aber dann doch nicht in die Tat umgesetzte Kriegsprovokation der US-Regierung enthüllt werden. Unter dem Codenamen "Anabasis" sollten von der CIA trainierte und eingeschmuggelte Exil-Iraker einen irakischen Militärflugplatz - keinen Radiosender - besetzen und eine "Revolte" gegen Saddam Hussein ausrufen. Die CIA rechnete damit, dass der irakische Diktator seinerseits zurückschlagen würde und dabei die Überflugszonen verletzten würde; der ideale Vorwand für eine militärische Invasion:
"The idea was to create an incident in which Saddam lashes out," John Maguire, a CIA agent who ran the operation told the authors, adding that if the plan worked "you'd have a premise for war: we've been invited in".

Letzlich entschied sich General Tommy Franks, der die tatsächliche Invasion im März 2003 befehligte, dagegen. Trainiert wurde übrigens angeblich "at an energy department nuclear test site, 65 miles northwest of Las Vegas". NTS oder Area 51?

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